Bolivien 2001

Besteigung des Huayna Potosi in der Cordillera Real



Bergbesteigungen im Condorirital:


Am Mittwoch, den 25.07.01 fahren wir gegen 10.00 Uhr in La Paz los. Unsere Begleitmannschaft fährt auch mit uns im Bus. Die Köchin Aida, Miguel (mehr oder weniger Mädchen für alles), Faustino und Adolfo (die bolivianischen Berghasen) sind von nun an ständige, zuverlässige und höchst notwendige Begleiter unserer Gruppe. Auf 4.300 m steigen wir aus dem Bus. Während Aida und unsere bolivianischen Begleiter ein köstliches Mahl zaubern, werden Lamas und Esel mit unseren Seesäcken beladen. Die Lamas dürfen nicht mehr als 20 kg tragen. Wir genießen den herrlichen Blick auf den Huayna Potosi.


Wir genießen das schöne Wetter und den Blick auf den Huayna Potosi.


Fast in der Bildmitte (leicht links) der schönste Berg im Condorirital - Cerro Condoriri 5.580 m


Die Lamas mit unsren Säcken. Im Hintergrund der Cerro Condoriri


Hinter der Lagune wird das Basislager aufgeschlagen. Über den Gletscher in der Bildmitte verläuft die Aufstiegsroute zu Alpamayo Chico und Nevado Condoriri


Während das Aufstiegs zum Basislager bestaunen wir immer wieder den Condoriri, der unsere Blicke wie magisch auf sich zieht. Das herrliche Wetter, die gute Sicht und die Aussicht auf baldige Besteigung der Bergriesen sorgt für gute Stimmung. Unser Basislager errichten wir auf 4.670 m in der Nähe einer wunderschöner, blauen Lagune, in der es sogar Forellen gibt. Die Summitclubzelte sind neu und für 2 Personen auch sehr geräumig. Als unsere Zelte aufgestellt und das Nötigste eingeräumt ist, unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang in Richtung Gletscherzunge( 4.750 m ), um unsere Akklimatisierung voranzutreiben. Unterweg sehen wir viele kleine Tierchen munter zwischen den Gesteinsbrocken herumspringen. Die niedlichen Tiere sehen aus wie eine Mischung aus Hase uns Eichhörnchen.


Unser Basislager im Condorirital 4.670 m


Am Donnerstag, den 26.07.01 haben wir so eine Art "Eingehtag". Erst gegen 9.00 Uhr marschieren wir los. Da unser heutiges Ziel, der Viscachani Sur 5.320 m hoch, nur ein sogenannter "Latscher" ist, macht sich zeitiges Aufstehen nicht erforderlich. Der Anstieg ist nicht schwierig. Es geht auf geröllschottrigen Wegen einfach immer bis zum Gipfel. Erst kurz vor dem Gipfel gehen wir über ein paar Meter Schnee.


Auf dem Gipfel des Viscachani Sur 5.320 m.


Vom Gipfel haben wir wieder gute Sicht in alle Richtungen. Nur hin und wieder bläst der Wind einige Wolken über den ansonsten blauen Himmel. Wenngleich technisch einfach, ist der Berg zum Akklimatisieren gut geeignet. Nachdem wir die Aussicht auf über 5.000 Metern reichlich genossen haben, machen wir uns an den Abstieg. Im Basislager entscheiden wir uns noch zu einer weiteren Akklimatisierungstour. Wir steigen neben der Gletscherzuge bis auf 4.850 m und gehen dann zurück ins Basislager, dass wir noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wollen. Unterwegs beobachten wir 2 Störche, die in Pfützen herumstochern.

Am Freitag, den 27.07.01 ist 4.30 Uhr Aufstehen angesagt. Unser Ziel ist heute der Nevado Illusion 5.370 m. Die Gruppe hat sich sehr gelichtet. Viele haben Durchfall und können nicht schlafen. Sigi Ludwig, unser Bergführer aus München, geht mit nur 6 Leuten und den beiden bolivianischen Bergführern Adolfo und Faustino los. Mit Stirnlampen laufen wir bis zur Gletscherzunge. Hier legen wir Steigeisen und Gurt an. Die Gletscherzunge ist im unteren Teil ein Stück blank und fällt mehr ab als im Mittelstück. Es läßt sich auf der ausgetretenen Spur im festen Gletscher gut gehen. Bei ca. 5.100 m biegen wir nach rechts ab und verlassen somit die Aufstiegroute zum Nevado Condoriri. Nordwestlich, über eine Scharte geht es zum Gipfel. Obwohl nur etwa 45 Grad, wird ein Fixseil gelegt. Wir gehen mit Steigklemmen am Fixseil zum Gipfel. Die letzen 10 m muß ein wenig geklettert werden. Das Wetter ist herrlich wie immer. Unsere Verweildauer auf dem Gipfel ist nur kurz, da wir, obwohl wir nur eine kleine Gruppe sind, keinen Platz finden. Wir machen uns also an den Abstieg.


Klaus am Fixseil kurz vor dem Gipfel des Nevado Illusion 5.370 m


Am Sonnabend, den 28.07.01 haben sich mehr Mitglieder der Gruppe für den Aufstieg entschieden. 4.30 Uhr machen sich 10 Leute mit 3 Bergführern auf den Weg. Zuerst wieder der langweilige Weg zur Gletscherzunge. Auch auf dem Gletscher ist zunächst der Weg vom Vortag einzuschlagen. Dann geht's es nach links in einen breiten Sattel zwischen Nevado Condoriri und Wallomen, weiterhin links über den Gipfelvorbau. Die letzten Meter vor dem Gipfelplateau gehen wir wieder am Fixseil, wobei einige Hindernisse zur Übung des Prusikknotens eingebaut sind. Die Gruppe soll für den Huayna Potosi üben.


Kurz vor dem Gipfel des Nevado Condoriri 5.320 m. Recht wurde das Fixseil angebracht.


Nevado Condoriri 5.320m im Vordergrund, Alpamayo Chico 5.430 m dahinter


Alpamayo Chico besteigen wir trotz hervorragender Bedingungen nicht. Leider, leider. Gemächlich machen wir uns an den Abstieg. Allmählich wird der Schnee weich und es stollt ziemlich auf. (Aufstollen = Schnee, der unter den Steigeisen hängen bleibt)

Am Sonntag, den 29.07.01 stehen wir erst gegen 7.00 Uhr auf. Das Lager wird abgebaut. Nach dem Frühstück gehen wir, begleitet von Lamas und Eseln, zu unserem Ausgangspunkt des Aufstiegs ins Condorirital zurück, wo wir auf den Bus warten. Nach einem reichlichen und wohlschmeckenden Mahl in der Sonne, kommt tatsächlich der Bus und bringt uns über den Zongopaß zum Basislager für den Huayna Potosi.



 
 

Der Huayna Potosi vom Condorirital


Wir errichten unser Basislager an einem Stausee auf 4.700 m. Nunmehr sehen wir den Berg erstmals aus anderer Perspektive. Winzige Pünktchen bewegen sich noch über den weißen Gletscherfeldern. Wir können nun schon einmal die Aufstiegsroute in Augenschein nehmen. Das Wetter verspricht optimale Bedingungen.



 
 

Der Huayna Potosi vom Basislager am Zongopaß


Am Montag, den 30.07.01 gegen 10.00 Uhr marschieren wir los. Jeder trägt nur seine persönlichen Sachen. Zelt, Kocher, Seile und Proviant müssen die Bergführer schleppen. Der Weg führt über die Staumauer und danach immer an Wasserrohrleitungen vorbei. Dann geht ein Steig auf einen Kamm entlang. Der Weg wird steiler und führt durch Geröllbrocken. Über verblocktes Gelände erreichen wir dann die Gletscherzunge. Über diesen Gletscher steigen wir zu einem Gratrücken. Wir passieren Hochlager von anderen Bergsteigern. Auf der Schulter eines Eissporns auf 5.400 m erreichen wir unser Hochlager. Die Zelte stehen schon und wir müssen lediglich Matte und Schlafsack ausrollen. Das Wetter ist sehr gut und wir beschließen noch ein Stück aufzusteigen.


Das Hochlager


Blick vom Eisbruch auf das Hochlager


Nach etwa 100 Höhenmetern stehen wir vor einem Eisbruch, der sich in ca. 45 Grad einige Meter aufwärts schwingt. Zurück im Hochlager gibt es eine warme Suppe und Kartoffelbrei. Wir genießen noch den herrlichen Sonnenuntergang, der den Illimani und die umliegenden Berge in warmes Licht taucht.


Abendessen im Hochlager


Dienstag, der 31.07.01 - Gipfeltag - Um 3.00 Uhr ist wecken. Nach einem schnellen Frühstück ( irgendeine Art Vogelfutter oder so) gehen wir mit Stirnlampen den allmählichen Anstieg bis zum Abbruch. Dort legen die Bolivianer sicherheitshalber ein Fixseil. Das kurze, steile Stück wird schnell überwunden. In der Ferne leuchten unzählige Lichter von La Paz herauf. Es ist gut zu gehen. Die Temperatur beträgt 12 Grad minus, also relativ warm. Langsam, aber stetig geht es nun immer höher. Bei Sonnenaufgang stehen wir vor dem letzten etwa 60 Grad steilen Stück zum Gipfel. Adolfo und Faustino legen ein Fixseil in die Wand und dann geht es recht zügig nach oben. Gegen 8.00 Uhr stehen wir auf den Gipfel und haben einen wunderbaren Weitblick bis zum Titicacasee.


Adolfo und Klaus auf dem Gipfel



Wieder zurück im Hochlager


Wir genießen die herrliche Berglandschaft. Das Condorirital, das wir erst verlassen haben mit dem eleganten Cerro Condoriri, den Titicacasee. Die ganze Cordillera Real liegt im strahlenden Sonnenlicht vor uns. Geschafft - wir stehen auf dem Gipfel eines 6000m hohen Berges. Bessere Bedingungen kann man sich nicht wünschen. Wir steigen langsam ins Hochlager, packen unsere Sachen zusammen, trinken ausgiebig und gehen bis zum Basislager, wo Aida mit Getränken und Essen schon auf uns wartet.


Sonnenaufgang am Huayna Potosi


Am Mittwoch, den 01.08.01 bietet uns die Natur noch einmal einen Leckerbissen mit dem Sonnenaufgang an unseren Berg. Wir fahren zurück nach La Paz mit einem gelungenen, wunderschönen und genußreichen Aufstieg zum Huayna Potosi in der Tasche.


Friedhof der Minenarbeiter Opfer der Silber -und Kupfergruben


Der Huayna Potosi spiegelt sich im Stausee