Am Mittwoch, den 18.07.2001 starten wir in Frankfurt und
fliegen über Amsterdam nach Lima. Über dem amerikanischen Kontinent türmen sich gigantische
Wolkenformationen, die an einen riesigen Gletscherbruch erinnern. Die Cordillera
Blanca mit ihren Schneebergen ist gut zu sehen. Kurz über Lima tauchen
wir in eine Wolkenschicht ein, die in der Winterzeit so typisch für Lima
ist und für ständigen Nebel und Nieselregen sorgt. Lima hat seinen
einstigen Glanz verloren. Architektonisch harmonische Fassaden aus der Kolonialzeit
findet man noch an der Plaza San Martin. Die prächtige Iglesia de San Francisco,
eine dreischiffige Barockkirche, lohnt einen Besuch. In den Katakomben unter
dem Kloster befinden sich rund 25.000 Gebeine Verstorbener. Alle sind fein säuberlich
nach Größe sortiert. Irgendwie ist es in den muffigen Gängen
schaurig und doch sehr interessant.
Wir besichtigen das Museo Nacional de Arqueologia y Antropologia. Es ist wohl geordnet und verschafft einen gut nachzuvollziehenden Überblick über vor allem präinkaische Kulturen. Das Museo de Oro (Goldmuseum) enthält eine riesige Anzahl von Artefakten aus präinkaischer Zeit. Einige Stücke sind wirklich sehr interessant, allerdings ist man von der Quantität des Museo etwas überfordert.
Am Freitag, den 20.07.2001 fliegen wir nach Cusco, der Hauptstadt des Inka-Reiches.
Cusco - auf 3.340 m ist wesentlich schöner als Lima. Vor allem ist es sonnig und wir genießen die herrliche Sicht. Wir beziehen ein kleines Hotel hoch über der Stadt auf 3.560 m. Nicht weit von unserer Bleibe sind die Ruinen der Festung Sacsayhuaman. Cusco hat viele schöne Kirchen und prachtvolle Kolonialbauten. Das interessanteste sind jedoch die Inkamauern, die in den Gassen als Fundamente für die Häuser genutzt wurden. Diese Felsblöcke wurden millimetergenau zusammengefügt. Nicht eine Messerspitze paßt in die Ritzen. Diese Mauern haben schon zahlreiche Erdbeben überstanden. Francisco Pizarro, der am 15. November 1533 Cusco erreichte, lies zahlreiche Bauten der Inka schleifen. Das Baumaterial wurde für die Kirchen verwendet. Die goldgierigen Konquistadoren plünderten die Tempel und Paläste der Stadt. 1536 als sich Manco Capac II., der Nachfolger von Atahualpa, gegen die Spanier erhob und Cusco belagerte, brannte der größte Teil der Stadt nieder.
Plaza de Armas
Indiofrau mit Kind an den Inkamauern von Cusco
Über den Inkamauern
Am Samstag, den 21.07.2001 fahren wir Machu Picchu
Gegen 4.30 Uhr müssen wir aufstehen. Die Andenbahn schlängelt sich in Serpentinen von Cusco auf einen Paß auf 3.700 m. Wir erleben einen herrlichen Sonnenaufgang über Cusco. Von da an geht's abwärts und durch das dschungelartige Urubambatal. Einige malerische 5000er zeigen sich und leuchten mit ihren schneebedeckten Gipfeln im Sonnenlicht während sich die Bahn durch das wildromantische Tal des Urubamba schlängelt. In Aguas Calientes, der Endstadion der Andenbahn, steigen wir in einen Bus, in welchen wir die 400 Höhenmeter bis Machu Picchu bewältigen. Wir passieren die Hütte des Verwalters und vor uns tut sich der Blick über die weltberühmten Ruinen auf. Die Sicht ist herrlich und die Wahl des Standortes der Anlage legt Zeugnis ab vom hervorragenden Geschmack der Inka. Auf der einen Seite der Machu Picchu (alter Berg), auf der anderen Seite der zuckerhutähnliche Huayna Picchu (junger Berg) und am Horizont die schneebedeckten Gipfel der Giganten.
Auf der Fahrt durch das Urubambatal
Der typische Postkartenblick auf Machu Picchu
Unsere Gruppe teilt sich. Die eine besichtigt ausgiebig die Ruinen und die andere steigt auf den Huayna Picchu 2.700 m. Wir entscheiden uns für den Berg und genießen nach schweißtreibenden Aufstieg über alten Inkatreppen den Blick auf die Anlage und die herrliche Landschaft ringsherum. Der Aufstieg ist nicht schwierig nur das letzte Stück erfordert ein wenig Klettererfahrung.
Blick vom Huayna Picchu auf die Anlage und den Berg Machu
Picchu
Auf dem Weg zum Gipfel über alte Inkatreppen
Der Tempel des heiligen Felsens
Königlicher Palast
1911 entdeckte Hiram Bingham nach einem Hinweis und unter Führung des Einheimischen Melchor Artegga die Ruinen von Machu Picchu. Viele Legenden ranken sich um die geheimnisumwitterte Stätte und tatsächlich ist die Bedeutung der Anlage für die Inka nicht endgültig geklärt. Wahrscheinlich ist, dass es sich um ein religiöses Zentrum und wegen der geringen Größe der Anlage weniger um eine Wohnstatt handelte. Da es sich bei den Mumienfunden bei 90% um Frauen handelte ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich hier um eine Enklave der Sonnenjungfrauen handelte.
Wir steigen im zügigen Tempo vom Huayna Picchu, damit wir vor der Abfahrt ins Tal noch die Ruinen besichtigen können. Nach mehrstündiger Fahrt kehren wir in ein von Tausenden von Lichtern erhelltes Cusco zurück, wo wir noch unser reichhaltiges Abendessen einnehmen.
Am Sonntag, den 22.07.2001 besichtigen wir die Festung Sacsayhuaman.
Wahrscheinlicher ist, das die Anlage eine wichtige Kultstätte der Inka war. Baubeginn und Bauende liegen im Dunkel der Geschichte. Das massive Bauwerk besteht aus 3 übereinanderliegenden Zickzackmauern, die ursprünglich wesentlich höher gewesen sind. In der Mythologie der Inka stellen diese die Zähne eines Puma dar, dessen Körper die Stadt Cusco bildete. Die drei Mauern symbolisieren die drei Welten der Inka: Kay Pacha - die Welt der Menschen, Hanan Pacha - die Welt der Götter und Ukhu Pacha - die Unterwelt. Die riesigen Steinquader wurden exakt eingepaßt und ohne Bindemittel übereinandergeschichtet. Der schwerste Monolith wiegt stattliche 200 t. Möglicherweise diente die Anlage auch als Wasserspeicher. Wie auch immer - die Anlage ist beeindruckend und gewährt dem Besucher einen herrlichen Blick auf Cusco. Die Einheimischen feiern noch heute das Sonnenfest Inti Raymi in Sacsayhuaman. Die katholische Kirche konnte die alten Traditionen nicht ausrotten, obwohl sie sich mit allen Mitteln schwer bemühte. Immer wieder begegnet man zum Teil recht lustigen Verbindungen zwischen Inka Kultur und Katholizismus. So ist z. B. auf dem Bild "Das Heilige Abendmahl" in der Kathedrale von Cusco auf einem Teller ein gebratenes Meerschweinchen, eine Delikatesse der Inka, dargestellt.
Blick auf die beeindruckenden Mauern von Sacsayhuaman
Im Hintergrund die Stadt Cusco
Die Anlage bei Sonnenuntergang
Wir fahren weiter und besichtigen auf den Weg nach Pisac den Kultort Kenko. Kenko ist ein Heiligtum der Erdgöttin Pachamama. Eine lange Opferrinne, ein Zickzack oder Labyrinth in Form einer Schlange durchzieht die Oberseite des gewaltigen Felsblocks. Man vermutet, dass Inka Priester geweihtes Wasser oder Blut durchrinnen ließen. Ein benachbarter 6 m hoher Monolith stellte ursprünglich einen Puma dar. Dies ist nach der Zerstörung nur noch mit viel Phantasie nachvollziehbar.
Der Puma von Kenko
Das Labyrinth von Kenko
Einen kurzen Stop am Wasserheiligtum Tambo Machy, einer kleinen Tempelanlage aus der Inkazeit, und weiter geht es nach Pisac. Hier stürzen wir uns ins Getümmel des herrlich bunten Indiomarktes. Neben unzähligen Souvenierständen gibt es auch den wesentlich interessanteren Kartoffel-, Gemüse, Gewürze- und Fischmarkt zu bestaunen. Auf einem schmalen Felssporn über Pisac sieht man die Reste eines Inka-Zeremonialzentrums. Das heilige Tal der Inka, dass der Urubamba durchzieht, ist fruchtbar und wird daher landwirtschaftlich genutzt. Im Tale klafft ein breiter Graben, der von einem Erdbeben in den 80iger Jahren herrührt.
Tambo Machay
Blick auf Pisac im Urubambatal
Der Markt in Pisac
Am Montag, den 23.07.2001 Fahren wir mit dem Bus über den Altiplano.
Wieder haben wir herrliches Wetter als wir gegen 7.00 Uhr in Cusco losfahren. Als erstes besichtigen wir die Ausgrabungsstätte Picillacta aus der Vorinkazeit. Vermutlich war die Anlage eine ausgedehnte Stadtanlage aus der Huari-Kultur. Die Ausgrabungsstätte ist zwar menschenleer aber bei weitem nicht so beeindruckend wie Sacsayhuaman oder Machu Picchu.
Picillacta aus der Huarizeit
Weiter geht's über den Altiplano mit kurzem Zwischenstop in einem kleinen Ort Namens Andahuaylillas. Hier besichtigen wir eine kleine Kirche aus dem frühen 17. Jahrhundert, wegen ihrer schönen Wandmalereien auch die "Sixtinische Kapelle der Anden" genannt. Die Wandmalerei, der Dachstuhl und das Äußere der Kirche sind wirklich sehenswert, ansonsten die gleichen üppigen Goldaltare und wuchtigen goldgerahmten Ölgemälde wie in allen katholischen Kirchen.
Die "Sixtinische Kapelle der Anden"
Bei den Ruinen von Raqchi halten wir das nächste Mal Am Fuße des Vulkans Qunsachata liegen die Ruinen des Inka-Tempels, der der Gottheit Huiracocha gewidmet war. Nirgends sonst hatten die Inkabaumeister eine so große Dachkonstruktion gefertigt.
Inkafrau beim Dreschen von Getreide am Fuße des Quinsachata
Die Ruinen von Raqchi
Der höchste Punkt auf unserer Fahrt über den Altiplano liegt bei 4.338 m. Vor unserem Ziel unweit von Puno bieten die Chullpas von Sillustani noch einen archäologischen Höhepunkt. Diese 12 m hohen Türme wurden von den Aymara sprechenden Colla am Umayo - See errichtet. bevor im 15. Jahrhundert die Inka ihre Spuren hinterließen. Die Halbinsel diente offenbar als letzte Ruhestätte für wichtige Persönlichkeiten. Die kleinen Eingangsöffnungen zeigen alle nach Osten und waren ursprünglich vermauert. Auch hier waren die Steine paßgenau zugeschnitten und mit einer Art Zapfen miteinander verbunden.
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Am Dienstag, den 24.07.2001 besuchen wir die Uru Indianer auf dem Titicacasee. Nachdem wir in einem Hotel, das dem Stil von Gaudi nachempfunden wurde und mit einigen bunten Condoren verziert ist, übernachtet hatten, fahren wir mit einem Motorboot und dessen Capitain Maximo zu einer schwimmenden Insel der Uru. Die künstlichen Inseln sind aus Schilfgras. Dieses dient den Menschen als Lebensgrundlage. Das Schilfgras mit Erde vermischt, die Häuser der Urus und ihre Boote bestehen aus diesen Material. Außerdem verwendet man die getrockneten Binsen als Brennmaterial und die frischen Triebe sind sogar eßbar. Hauptnahrungsmittel der Urus sind die Fische des Sees und Wasservögel. Die Insulaner halten auch Hühner und Schweine.
Sonnenaufgang am Titicacasee
Bootsfahrt mit einem Boot der Urus
Wir fahren immer am Titicacasee entlang und erreichen am Nachmittag die Grenze
zu Bolivien. Die Formalitäten werden schnell und fast unbürokratisch
erledigt. Hinter dem Titicacasee sieht man schon die Cordillera Real - das eigentliche
Ziel unserer Reise. Hier wollen wir Berge besteigen.